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Ehemalige Herrenmühle   –   1588: Die Staufenberger und die Melusinensage

Die Wappentafel an der Herrenmühle in Durbach hat sicherlich schon manchen Betrachter dieses historisch bedeutsamen Anwesens zum Nachdenken gebracht. Der Kelch (Stauf) auf einem Dreiberg ist das heutige Gemeindewappen von Durbach. Es ist gleichzeitig das Wappen des zweitletzten Staufenbergers, Melchior Wiedergrün von Staufenberg. Er war der Erbauer dieser „Herrschaftlichen Mühle“, deren Mahlwerke über Jahrhunderte hinweg zur Versorgung der Talbewohner beigetragen haben. Es war wohl auch einer der bekanntesten und gleichzeitig begütertsten Staufenberger. Ihm verdanken wir auf Schloss Staufenberg auch die Erneuerung des nördlichen Gebäudeteils, dem sogenannten „Junkerhaus“ mit der Spitzbogentür und dem gleich daneben liegenden Eingang zur immer noch von der markgräflichen Familie genutzten Wohnung. Auf diesem Türbogen ist auch das identische Wappen, das man auf der Herrenmühle findet. Daneben finden sich die Wappen seiner ersten Frau, einer geborenen von Blumeneck, und der zweiten Frau, einer geborenen von Rathsamhausen. Neben seinen bergbaulichen Aktivitäten und sonstigen wirtschaftlichen Tätigkeiten hatte Melchior Wiedergrün auch ein besonderes Augenmerk auf die Erhaltung und Bewahrung der Familiengeschichte.

Die alte Sage von dem edlen Ritter Peter Diemringer und der schönen Melusine hatte es Melchior besonders angetan. Ihm lag sehr daran, dass diese Geschichte der damals „neuen Zeit“ angepasst, neu erzählt und weiter in die Bevölkerung hineingetragen wird. Aus diesem Grund gab er im Jahr 1588 seinem Freund und sehr bekannten Dichter Johann Fischart den Auftrag zur Neufassung der Sage. Unter dem Titel
„Ernewerte Beschreibung der Wolgedenckwürdigen Alten und warhaften verwunderlichen Geschicht vom Herren Petern von Stauffenberg, genant Diemringer, auß der Ortenau bei Rein. Was wunders ihme mit einer Merrvein oder Mörfähe seie begegnet.“
erschien das Druckwerk im Jahr 1588 bei Bernhard Jobin in Straßburg. Ein Exemplar dieser wohl weltweit bekannten Staufenberger (und damit auch Durbacher) Geschichte ist in der Bayerischen Staatsbibliothek zu finden. Bereits um 1489/90 erschien die Staufenberger Geschichte als Druck bei Martin Schott in Straßburg. „Die Legende vom Ritter Herrn Peter Diemringer von Staufenberg” wurde auch 1849 im Verlag von Fr. Culemann in Hannover im Buch „Hundert Merkwürdigkeiten der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel“ sowie 1823 von Christian Moriz Engelhardt in Straßburg veröffentlicht. Seiner Fassung lag noch die originale Handschrift der öffentlichen Bibliothek zu Straßburg zu Grunde. Diese Handschrift wurde im Krieg 1870/71 durch deutschen Beschuss leider zerstört. Fast jährlich ist die Staufenberger Geschichte Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten, denn es handelt sich um nicht mehr und nicht weniger als um eines der ältesten literarischen Werke in Deutschland. Melchior Wiedergrün starb 1592. Wie sehr sich die Sprache und Schrift in Deutschland von der Entstehung der Sage um 1310 bis 1588 und nun bis in die heutige Zeit verändert hat, das kann man an den verschiedenen Fassungen der Geschichte leicht verfolgen. Der Blick von und um Schloss Staufenberg ist sagenhaft. Sagenumwoben ist die Burg seit nunmehr über 950 Jahren.

Wappen von Melchior Wiedergrün von Staufenberg und seiner 1. und 2. Frau
Aus der Melusinensage
Illustration Melusinensage 1588
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